Junge Frauen werden auf bestialische Weise getötet und es gibt keine Spur von einem Täter. Der emotional mitgenommene Kommissar und Gelegenheitsalkoholiker Harry Hole – bester Ermittler von Oslos Polizeibehörde und einziger Experte Norwegens für Serienkiller – kämpft sich mehr gegen als mit seinem Team durch die verwirrenden Details des Falls. Aber als er dem Mörder endlich auf die Schliche zu kommen scheint, muss er feststellen, dass er selbst schon längst in dessen Visier geraten ist. Am Ende kommt es zu einem teuflischen Wettrennen.
„Der Schneemann“ ist ein kurzweiliges Buch, ein guter Krimi, das siebte Buch aus der Reihe um den norwegischen Ermittler Harry Hole und zugleich das erste aus dieser Reihe, das ich gelesen habe – was dem Lesespaß aber keinen Abbruch getan hat, eher im Gegenteil. Beim Lesen drängte sich der Eindruck auf, dass der bärbeißige, schlaue aber auch verschrobene Harry Hole etwas zu klischeehaft daher kommt und auf Dauer langweilig werden könnte.
Aber als erste Begegnung ist das Buch von Jo Nesbø gut gelungen. Es gibt erfrischende Perspektivwechsel und Cliffhanger, die nicht auf reine Effekte abzielen, sondern meist beiläufig daher kommen im nächsten Schritt auch schon wieder aufgelöst werden. Und selbst der Teilzeitalkoholiker Hole hat wunderbar überraschende Dialoge. Auch das Setting macht Spaß, der Krimi spielt an verschiedenen norwegischen Schauplätzen, hauptsächlich aber in Holes „Revier“ Oslo, wobei aber die Bezüge zu Norwegen nur dezent gesetzt sind und wegen des den Titel gebenden Schneemanns auch viel Sinn machen.
Dieses Buch war mein persönliches Lesehighlight des Jahres 2015. Das kann ich guten Gewissens sagen. Es passiert nicht oft, dass ich ein Buch nach jedem Kapitel zur Seite lege, um mir den Rest aufzusparen, weil ich nicht will, dass es schnell vergeht. „Motherland“ von Jo McMillan (deutsch: „Paradiese Ost„)ist so ein Buch. Und es ist eine ganz wunderbare Geschichte.
Da ist zum einen diese erfrischend andere Perspektive auf die deutsch-deutsche Geschichte. Die Protagonistin ist ein englisches Mädchen, ihre Mutter eine überzeugte Sozialistin die eingeladen wird, einen Sommer über zum in Potsdam Englisch zu unterrichten. Es ist genau das Gegenteil zur westdeutschen Perspektive, mit der ich aufgewachsen bin und die in etwa so aussieht: die DDR ist ein Unrechtsstaat, der seine Bewohner misshandelt. Für dieses Mädchen (und ihre Mutter) ist die DDR ein Sehnsuchtsort, so naiv die beiden auch sein mögen.
Viele Kinder und Jugendliche haben Sehnsuchtsorte, und oft geraten diese irgendwann mit der Realität aneinander. So ist auch „Motherland“ eine Coming-of-Age-Geschichte und eine sanfte Entzauberung, in der alles was England an Alternativen anzubieten hat, wenig lohnend erscheint. Selbst als jugendliche Sozialistin (und es gibt ein paar bizarr schöne Einblicke in die bürokratisierte Organisationsstruktur der West-Sozialisten) ist das Politische nicht so wichtig wie das Persönliche. Und die eigenen Gefühle.
Auch sprachlich macht „Motherland“ ganz viel Freude, was an der zärtlich-lakonischen Sprache und dem zurückhaltenden Humor der Autorin liegt, an Sätzen wie: „Mr Howard married Nancy when she was twenty-one and stayed with her until she collapsed like the capitalist system“ oder „like a woman raised from birth on thin borscht and firm belief.“ In England wurde dem Buch gleichzeitig vorgeworfen, linke Ideale zu verraten und die DDR zu idealisieren, wozu ein weitere, wunderbarer Satz aus „Motherland“ passt: „Nothing we do is without consequences. We must simply try to intend them.“
„Motherland“ oder „Paradise Ost von Jo McMillan ist ein humorvolles Buch über ein Leben auf der Verliererseite der Geschichte. Es beschreibt mit vielen faszinierenden Details und immer leicht melancholische ein ungewöhnliches Erwachsen-werden.
Das wunderbare an (m)einem Vorrat ungelesener Bücher ist der Überraschungseffekt. Selten kann man ja ganz naiv, ohne das angehäufte Vorwissen und die reiflich gebildeten Vorurteile in eine Geschichte eintauchen. Das fängt schon beim Autoren, dem Regisseur eines Filmes oder bei einem Setting an. Aber ich liebe diese Naivität und die Überraschungen, die sich mitunter daraus ergeben. Ich werde nie vergessen, wie ich die „Truman Show“ an Bord eines Flugzeugs zum ersten Mal sah, mir war die Geschichte komplett unbekannt und es war großartig, wie sich langsam alleine aufgrund der merkwürdigen Kameraeinstellungen das Gefühl einstellte, dass dieser Mann beobachtet wird. Jeder der die Geschichte der Truman Show kennt, wird diesen Effekt nicht mehr spüren, diese leichte Irritation, warum denn wohl gerade so ein merkwürdiger Blickwinkel aus dem Armaturenbrett des Autos gewählt wurde, die schleichende Vorahnung, die dann bestätigt wird. Und um weiter solche Erfahrungen zu machen, habe ich mir inzwischen einen beeindruckend großen Vorrat an ungelesenen Büchern angelegt, auf die ich bei Bedarf zurückgreifen kann. Manchmal ist es die Empfehlung eines Freundes, manchmal eine begeisterte Rezension oder eine Top-10-Liste, die mich verleitet. Zum Glück vergesse ich meistens, warum gerade dieses Buch in meinem Pool schwimmt. Das finde ich herrlich. Ich mag Geschichte am liebsten gut abgehangen.
„The Glass Rainbow“ von James Lee Burke ist so ein Fall, den ich naiv und ohne viel Vorwissen zu lesen begonnen habe. Die Sprachgewalt und die dichte Atmosphäre des Buches macht schnell klar, dass hier kein Anfänger schreibt. Aus der Konstellation der Figuren erahnt man, dass es auch nicht das erste Buch dieser Protagonisten ist. Nein. Es ist sogar bereits der achtzehnte Thriller mit Dave Robicheaux, einem Cajun-Polizist, Ex-Vietnam-Veteran und trockenem Alkoholiker in Acadiana, der Heimat der französischsprachigen Bevölkerung im Süden von Louisiana. Diese Heimat spielt eine zentrale Rolle in „The Glass Rainbow“, die verfallenen Südstaaten mit ihren Bräuchen und sozialen Zerwürfnissen, die Nähe zum Mississippi und zum Wasser überhaupt, das mit Flüssen und Seen und schließlich dem Marschland zum Golf von Mexico nur schwer vom Festland unterschieden werden kann.
James Lee Burke ist in der Tat ein Großmeister des Thrillers. Zumindest hat er 2009 den Großmeister-Preis der Mystery Writers of America erhalten. „The Glass Rainbow“ stammt aus der Reihe um Dave Robicheaux und seinem Sidekick Clete Purcel. Diesmal geht es um zwei sadistische getötete Mädchen und seine Adoptivtochter Alafair, die an ihrem ersten Roman arbeitet und einen bekannten Autor aus einer alten und einflussreichen Familie in Louisiana dated. Während die Roman-Reihe normalerweise übernatürliche Elemente enthält, so ist davon in „The Glass Rainbow“ nur wenig zu lesen.
Das Buch macht Spaß, ist gut geschrieben und besonders die dichte Atmosphäre im Süden Louisianas bleibt in Erinnerung. Auch sprachlich ist es mehr als leichte Unterhaltung, die hier geboten wird. Nur leider fällt der Plot gegenüber dem begeisternden Setting und den interessanten Figuren doch etwas zurück. Zu lange mäandert die Nachforschung ohne Fortschritt herum. Der mehr Action geladene zweite Teil des Buches kommt überraschend, aber auch wie eine kleine Erlösung. Aber leider ist es nach all den Ermittlungen zum Schluss ein Deus-Ex-Machina, der die Ermittlung voran bringt und Dave just im allerletzten Moment endlich einfallen lässt, was er schon längst auf einem Beweisvideo gesehen hatte, aber all die Zeit nicht einordnen konnte. Das lässt am Ende ein wenig Enttäuschung in diesem sonst guten Whodunnit-Krimi zurück. Trotzdem eine Leseempfehlung.
Ich bin kein großer Freund von Science Fiction, darum ist es vielleicht verwunderlich, dass ich ausgerechnet Andy Weir, die Autoren-Entdeckung des Jahres 2014 für Science Fiction und seinen Debütroman „The Martian“ („Der Marsianer“) gelesen habe. Und wie so viele bin ich der Empfehlung von Fefe gefolgt. Skeptisch zwar, denn seinen Filmempfehlungen kann man nur trauen, wenn es um politische Dokumentationen geht, der Rest sind eher action-lastige Blockbuster, die mich gar nicht interessieren. Aber ich wollte wissen, was er wohl für Bücher liest. Wie sich herausstellt: Ingineurs-Porn.
Das Setting von „The Martian“ ist schnell erzählt: aufgrund eines Unfalls wird einer der Astronauten einer Mars-Mission auf dem Planeten zurück gelassen und kämpft nun dort mit den ihm zur Verfügung stehenden, sehr begrenzten Ressourcen ums Überleben. Immer wieder gibt es neue Aufgaben, Probleme und Herausforderungen, die er mit viel Geschick, Intelligenz und ein wenig Glück lösen kann, um so lange wie möglich zu überlegen. Daraus entwickelt sich ein langer und zumindest teilweise auch spannender Überlebenskampf.
Damit ist dann auch die Story weitgehend erzählt. Denn The Maritan ist Ingenieurs-Porn vom Feinsten. Man kann viel lernen, wie ein Wohnzelt auf dem Mars konstruiert sein müsste, wie die Mars-Rover aussehen und funktionieren, wie man in einer lebensfeindlichen Umgebung und ohne Kontakt zur Erde überleben kann. Wie man aus Raketentreibstoff Wasser und aus Urin Raketentreibstoff herstellen kann, um solche Dinge geht es in dem Roman und sie werden vom Autoren mit großer Kenntnis und im Detail beschrieben. Der Rest ist Nebensache. Und obwohl mich das Buch absolut in seinen Bann gezogen hat – es passiert mir nur selten, dass ich ein Buch nicht aus der Hand legen kann – so war ich am Ende doch genervt. Denn eine Figurenentwicklung gibt es fast überhaupt nicht. Und die Probleme werden irgendwann auch vorhersehbar und es ist klar, dass wieder etwas passieren wird. Wie genau der Marsianer Mark Witney überlebt, hat mich dann trotz meiner Nerd-Vergangenheit nur noch am Rande interessiert.
Das Buch wurde vom Andy Weir 2011 als Selfpublisher veröffentlicht, weil alle seine früheren Bücher von Agenturen abgelehnt wurden. Es erschien kapitelweise und kostenlos auf seiner Homepage. Erst auf Wunsch seiner Leser machte er eine eBook-Version auf Amazon für 99 Cent verfügbar, die innerhalb von 3 Monaten mehr als 30.000 Mal verkauft wurde – und damit häufiger als der Text auf seiner Webseite gelesen worden war. Anfang 2013 verkaufte er die Audiobook-Rechte und etwas später die Print-Rechte für einen sechsstelligen Betrag an einen Verlag. Das Buch hat es in die NY-Times Bestseller-Liste geschafft und wird derzeit verfilmt, mit Ridley Scott als Regisseur und Matt Damon in der Hauptrolle. Eine beeindruckende Selfpublisher-Erfolgsgeschichte.
Zoë Becks 2010 erschiener Krimi/Thriller ist eines jener Bücher, das ich mehrfach beinah aus der Hand gelegt hätte, weil sich der Anfang arg lang zieht, bevor es in der zweiten Hälfte deutlich an Fahrt gewinnt und schließlich sogar noch einen beeindruckenden Endspurt hinlegt. Den langatmigen Anfang des Buches kann das Ende aber doch ausgleichen.
Zwei Geschichten werden hier parallel erzählt, eine spielt im Berlin der 80er Jahre, die andere im Edinburgh der Gegenwart. In Berlin wird eine Galeristin für einige Tage ins Krankenhaus eingeliefert und für diese Zeit von ihrem Baby getrennt. Als sie es wieder bekommt, behauptet sie steif und fest, dass es sich nicht um ihr Baby handelt. Aber sie kann ihre Umwelt davon nicht überzeugen, selbst ihren Mann nicht. Ist es der Stress? Die verkorkste Beziehung zu ihrem Ehemann, dem Starpianisten? Oder besteht sie auf dieser Geschichte, weil sie merkt, das etwas mit ihrem Kind nicht stimmt, und besonders nachdem bei diesem Kind eine unheilbare Krankheit diagnostiziert wird?
In Edinburgh wiederum wacht eine junge Frau in einer Badewanne auf, das sich langsam mit ihrem eigenen Blut rot färbt. Hat sie einen Selbstmordversuch unternommen, ohne sich daran erinnern zu können? Sie schleppt sich ins Krankenhaus, überzeugt dass man versucht hat, sie zu ermorden, aber auch sie kann niemanden von ihrer Geschichte überzeugen. Es ist klar, dass die beiden Erzählstränge schließlich zusammen führen, und so ist das Ende des Plots nicht wirklich überraschend, aber das Wie ist es um so mehr.
Der Stoff des Buches ist durchaus interessant, die Fragen nach Familie und Abstammung, und nach der besonderen Verbindung zwischen Mutter und Kind, die leider etwas mystifiziert wird. Aber die Geschichte trägt schwer am langatmigen ersten Teil des Buches, über den auch die mitunter blassen Figuren nicht hinweg helfen. Schon bald ist klar, dass die Mutter Carla auf ihrer Behauptung gegen alle Widerstände beharrt. Der schleichende Zerfall ihrer Beziehung und ihres Lebens wäre ein spannedes Thema für ein Buch, aber das wird nur nebenher betrachtet, immer wieder, und für mich ermüdend, werden die erfolglosen Bemühungen der Mutter beschrieben, doch noch ihr Kind zu finden.
Überhaupt die Figuren. Eine Mutter, die mit einem fremden Kind im Haus aufwächst, allein in dieser Konstellation liegt schon so viel Spannung, die aber leider im Buch gar nicht eingefangen wird. Auch die Beziehung zum etwas einseitig Öffentlichkeits-gesteuerten Ehemann zerfällt nur so nebenher. Lediglich eine neu gefundene Freundin hat bei mir Interesse geweckt, aber auch sie kann die langatmige erste Hälfte des Buchs nicht retten. Auch wenn die meisten Figuren detailreich geschildert werden, sind sie etwas klischeehaft und man erkennt recht schnell, wer der Bösewicht ist.
Die zweite Geschichte in England wird etwas stringenter und interessanter erzählt. Aber auch hier das Problem, dass es eine Geschichte in der Geschichte gibt, die selber stark genug gewesen wäre. Eine WG mit zwei Frauen, die sich beide sehr ähnlich sind, viel zu ähnlich, und das ist kein Zufall, wie man irgendwann merkt. Das ist selbst wiederum eine spannende Geschichte, wird aber auch nur nebenher erzählt und stattdessen der Thriller-Plot voran getrieben.
Würde ich das Buch empfehlen? Eventuell. Wer sich für das Thema interessiert und die Sprache von Zoë Beck mag, der wird die erste Hälfte schnell durchlesen und an der zweiten Hälfte Spaß haben. Ansonsten gibt es bessere Bücher von ihr.
Tl;dr: Zoë Becks „Das alte Kind“ dreht sich um Familie und Abstammung, hat ein spannendes Ende, aber die erste Hälfte ist leider langweilig.
Es ist ein mysteriöser Fall, den sich die Sondereinheit der Polizei in Stockholm darbietet. Im Zoo von Stockholm werden die Überreste eines italienischen Zuhälters aufgefunden, der von Vielfressern fast komplett aufgefressen wurde. Nebenan auf einem jüdischen Friedhof wird ein alter, jüdischer Gehirnforscher ermordet aufgefunden – kopfüber an einem Baum hängend, mit einer Metallnadel in der Schläfe. Dazu gesellen sich bald noch eine Gruppe Prostituierter, die aus dem Land verschwinden und ein nicht minder mysteriöser Mordfall auf dem Bahnsteig einer U-Bahn-Station. Alle diese Ereignisse gehören am Ende zusammen, sie werden zu einer komplexen und spannenden Geschichte verwoben, die nicht nur eine ganze Reihe europäischer Länder umfasst, sondern noch dazu eines seiner dunkelsten Kapitel betrifft. Arne Dahls Roman „Tiefer Schmerz“ (Amazon) ist ein großartiger, komplizierter und humorvoller Krimi, der beim Lesen viel Spaß macht.
Es ist ein klassischer WhoDunnit, den der Autor geschrieben hat, das grausige Verbrechen muss aufgeklärt werden, doch bald auch noch viel mehr. Es geht auch um griechische Mythologie, Nazi-Verbrechen, einen osteuropäischen Prostitutions-Ring, einen italienischen Prositutions-Ring und einen schwedischen Nobelpreiskandidaten. Es ist eine tolle Story, sehr komplex, weitreichend und das führt zu einigen interessanten, moralischen Konstellationen, die nur leider im Roman gar keine Rolle spielen, sondern am Ende nur kurz angerissen werden. Das trifft einen meiner Hauptkritikpunkte an diesem sehr kunstvoll konstruierten Krimi, der mit Humor und in einem Sprachstil geschrieben ist, der auflockert, ohne dabei albern zu wirken. Denn die Geschichte von „Tiefer Schmerz“ ist hochgradig komplex, aber es werden vielversprechende Erzählstränge einfach aufgegeben. Es wird viel verloren, was interessiert. Dazu kommt ein Ungleichgewicht, denn während man am Anfang einiges über die Mitglieder der schwedischen Polizeigruppe erfährt, bleiben diese Personen im Verlauf des Romans blass, sie wurden mir sogar beliebig. Im letzten Teil dieses merkwürdig zweigeteilten Buches hastet dann ein einzelner Ermittler durch Europa, während die Ermittlungsgruppe zu Hause kaum mehr eine Rolle spielt. Dieses Dilemma wurde mit einigen Szenen aufzufangen versucht, die allerdings nicht überzeugen können. Und während so im ersten (und längsten) Teil die Ermittlungen in Schweden eher zäh und mühsam vor sich hin laufen, ohne dass die Figuren das Interesse am Roman aufrecht halten könnten, verschwinden diese Ermittler im letzten Teil des Buches fast komplett. Es wird durch verschiedene Schauplätze und Zeiten in Europa gereist, wie man es auch in einem amerikanischen Agententhriller lesen könnte.
So bleibt bei mir, auch wenn der Krimi teilweise euphorisch besprochen wurde, ein zwiespältiger Leseeindruck zurück. Es ist ganz ohne Zweifel eine atemberaubende Story und wie die verschiedenen Fäden von der griechischen Antike über den zweiten Weltkrieg bis ins Heute hinein erst gesponnen und dann verknüpft werden, das ist meisterlich und macht großen Spaß anzuschauen. Aber die Sprachscherze sind mitunter sehr altbacken und die Figuren nur mäßig interessant. Das Buch schafft es leider nicht, Interesse an der Ermittlungsgruppe zu wecken, die hohl und schematisch bleibt. Und so ist „Tiefer Schmerz“ eine sehr kunstvoll konstruierte, Geschichte, der es leider an gutem Personal mangelt.
TLDR: Arne Dahls „Tiefer Schmerz“ (Amazon) ist ein komplexer und kunstvoller WhoDunnit, meist spannend zu lesen aber leider mit etwas langweiligen Figuren.